Grenzerfahrung - Grenzüberschreitung - Grenzenlos
Meine heute gewählte Überschrift von diesem Blog ist Programm und ist mehr als zutreffend!
Nach meinem gestrigen Wiedereinstieg nach der Pause, hatte ich mir für heute meinen Langlauf vorgenommen.
Der Gedanke der Strecke kreiste nach Düsseldorf, aber auf der linksrheinischen Seite hin und auf der anderen wieder zurück. Unter dem Motto - mal sehen, wie weit ich komme. Das ich die komplette Strecke nicht heute schaffe, war mir bereits gestern schon klar. Das war auch nicht mein Ziel für heute.
Vielmehr wollte ich ich gerne für mich wissen, wo bin ich jetzt mit meinem Leistungsstand und wohin komme ich? Ab wann setzen die unbeweglichen Beine ein?
Aber eins wollte ich heute unbedingt schaffen - mehr als 33,92 km. Ich will heute meine bisherige Grenze verschieben, sogar überschreiten. Die Zeit ist mir für heute egal.
Mein Tag begann heute - na klar - wie kann es anders sein, mit dem aufstehen. Oh Backe, war ich müde. Ein Blick aus dem Fenster, zeigte nasse Dächer vom gegenüberliegenden Haus. Wie jetzt? Etwa Regen? Heute? Was soll das denn? Ich wollte doch heute meinen Langlauf starten. Direkt schon im Regen los, könnte schon ein wenig demotivierend werden. Nun ja...der Gedanke stand fest und da gab es jetzt auch kein Weg zurück.
Tasse Kaffee und eine kleine Schale Müsli gab es erstmal zum Frühstück. Die Klamotten waren heute schnell ausgewählt und lief mit dem Kalenji-Rucksack noch ein wenig unsortiert durch die Wohnung. Im Arbeitszimmer packte ich meine Ausweis, Versichertenkarte, Ticket und Geld rein, in der Küche einen Apfel, wieder zurück zum Arbeitszimmer und verstaute mein Atemspray, wieder zurück in die Küche und Nüsse, Bananenchips, Rosinen verstaut, noch mal in einen anderen Raum und ein Jacke rein. Dazu musste aber wieder der Apfel und das Trockenfutter raus, da ich mir dachte diese eher zu nutzen, als die Jacke. Mist - in der Küche wartete noch der vorbereitete Tee für die Trinkblase. Also den Orangen-Ingwer-Tee (knapp 2 Liter) in die Trinkblase umgefüllt und die im Rucksack verstaut.
Ach - ist das herrlich, wenn man morgens noch nicht richtig wach ist und das so hier in Worte fasst. Ich finde es witzig, sicherlich kennt ihr das auch. Wenn nicht, auch nicht schlimm!
Irgendwann hatte ich mich dann genug "warmgelaufen", stand umgezogen und startklar auf dem Balkon. Wartete wieder auf die Verbindung mit dem Orbit. Das geht echt super schnell mit der Garmin. Muss ich mal lobenswert erwähnen.
Den Startknopf drückte ich um 6 Minuten nach 7 Uhr. Es regnet nicht. aber dafür nur 12°. Auf geht´s!
Ganz langsam und gemütlich - wie immer bei meinen Langläufen.
Ob mit oder ohne Wasser von oben lief ich den bekannten Weg in Richtung Eisenbahnbrücke, die über den Rhein führt.
Immer wieder schön der Blick in den
Rheinpark.
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Weiter geht es über den Rhein, durch
den Logport bis zu meinem Lieblingsabschnit am Rhein.
Das Naturschutzgebiet. Jetzt endlich
gibt es einen neuen Weg, der mich ganz in die Nähe vom Rhein führt.
Endlich kann ich wieder unmittelbar am
Wasser entlang laufen. Somit fällt der nicht der ganz so schöne Weg
durch das Gewerbegebiet weg. Sehr schön.Containerumschlag im Logport |
der Rhein - Bildmittig zwischen den Bäumen |
Duisburg qualmt und raucht - Industrie eben |
So genieße ich die schmalen Wege, die
immer wieder mir zeigen, dass Duisburg echt schöne Ecken hat. Und
das direkt vor der Haustür – gut, man muss dafür den Rhein
überqueren, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Ich habe dort stets
das Gefühl, dass ich im Urlaub bin, traumhaft schön. Ich fühl mich
einfach sehr gut und top.
Auch wenn gegenüber die Schornsteine
qualmen – das gehört einfach dazu.
Das kleine Dreieck am Horizont ist die B288-Brücke, da will ich hin und noch weiter |
Aus dem Naturschutzgebiet raus, kommt
man auf den Rheindeich, der wieder ein gutes Stück parallel am Rhein
vorbeiführt. Vorbei am Chempark, an Dujardin bis zu dem kleinen
Park.
Leider war der heute nicht so schön.
Dieser wird jetzt aufwendig saniert und ist daher komplett eingezäunt
und in eine große Baustelle verwandelt worden. Nun ja, ich weiß ja,
wie schön er ist.
das einzige schöne aus dem kleinen Park - diese Blume |
B288 - links in Richtung Duisburg, rechts geht es nach Krefeld |
Nicht mehr lange, dann würde ich zum
ersten Mal weiter als die Brücke der B288 laufen. Sonst ist dort
mein Drehpunkt und schlage den Weg nach Hause ein. Heute nicht. Ich
fühle mich hochmotiviert und alles funktioniert bei mir
hervorragend. Also, es gibt heute keinen Grund über diese Brücke zu
laufen – heute nicht.
Ist schon ein besonderes Gefühl, wenn
man wieder die Grenzen überwinden kann. Dann noch mit der Vorfreude
auf den neuen Weg und mein Ziel. Klasse.
weitere Hafenbetrieb |
Jetzt bin ich in der glücklichen
Verfassung, dass Jobbedingt ich den neuen Weg bereits kenne –
allerdings fahre ich dann hier mit dem Firmenwagen entlang. Aber
selber dort entlang zu laufen, ist schon was besonderes.
die hintere Brücke, ist die B288 |
die Schweizer Flagge hängt Achtern |
Ab einem gewissen Stück auf der Straße
endet der Gehweg und geht erstmal in Gras über. Kein Problem. Später
allerdings ragt das ganze Unkraut bis zu den Knieen, unmöglich dort
weiter zu laufen. Ab da ging es dann auf der Straße weiter. Echt
prickelnd mit den ganzen vorbeifahrenden LKW´s zusammen ein
Asphaltstück zu nutzen. Schon echt grenzwärtig.
Aber … aber, die „Trucker“ waren
alle sehr rücksichtsvoll und haben extrem breiten Abstand zu mir
gehalten. Sehr lobenswert.
Die gesamte Straßenlänge ist mit und
ohne Gehweg knapp 4k lang und endet mit einer rechts abbiegenden
Vorfahrtsstraße. Dort hat einer von unseren unzähligen Kunden sein
Sitz.
Es dauert nicht mehr lange, dann darf
ich wieder auf einem sicheren und schönen Teistück weiterlaufen.
Der neusanierte Deich. Erinnert ein wenig durch die roten Steine an
die super genialen Radwege in den Niederlanden. Dieser wird sich
jetzt einige Kilometer von mir treten lassen müssen. Kenne ich schon
von meinen Runden per 2-Rad.jetzt weiß ich auch, wie ich von hinten aussehe :-) |
Prima! Bänke gibt es hier auch. Die
erste direkt mal angesteuert und eine kleine Minipause eingelegt.
Jetzt kamen die Bananenchips, Nüsse und Rosinen zum Einsatz.
Mmmmhhh...lecker! Ein bisserl Tee und alles ist wieder gut....und
weiter geht’s.
Verdammt graue Wolken konnte ich auf
der anderen Rheinseite ausmachen. Kommt bestimmt gleich doch noch `ne
Dusche. Naja, mal abwarten und weiterlaufen.
Fleißige Bauern, die mit Ihrem Trekker
unterwegs waren, Pferde, die auf Ihr Futter oder so warten und
herumgeführt werden und ein toller breiter Weg führten mich immer
näher zu meinem Ziel – Düsseldorf.
An einigen Stellen konnte ich schon die
bekannte Silhouette vom Fernsehturm in Düsseldorf erkennen – zwar
noch weit weg, aber sichtbar.
viel war davon heute nicht zu sehen |
Ha...an einer gewissen Stelle könnte
ich auf die Fahre in Kaiserswerth die Flussseite wieder wechseln und
den Heimweg antreten – mach ich aber nicht.
Sollte ich ab da einen Einbruch
bekommen, dann habe ich zwar ein Problem, aber egal. Wie war das
gestern noch „Versuch macht kluch“. Die nächste dann mögliche
Überquerungsmöglichkeit kommt in Düsseldorf, die
Theodor-Heuss-Brücke.
Ganz in der Ferne sieht man den Fernsehturm, etwas links von der rechten Säule |
etwas näher heran gezoomt, sieht man ihn deutlich besser |
Toll - ungefähr gegenüber ist der
Flughafen von Düsseldorf. Dort starteten in sehr kurzen Abständen
die Flieger. Einmal über den Rhein, genau in meine Richtung. Mit
sehr viel Krach überquerten sie uns beide. Mal versuchen, ob ich mit
einem aufsteigendem Flieger ablichten kann.
Esprit Arena (dort waren gestern die Rolling Stones zu Besuch) |
der kleine schwarze Punkt, rechts oberhalb von mir ist ein Flieger - klappt ja nicht so dolle ;-) |
Es lief alles hervorragend und mir es
auch nicht sonderlich schwer eine ungefähre gleichbleibende
Geschwindigkeit zu halten.
So knabberte ich immer mehr an dem Weg
nach Düsseldorf, zwar langsamer als sonst.
...-...
Dann wurde ich von meinen absoluten
Gedankenverlorenen und freien Gefühlen auf den Boden der Tatsachen
geholt.
Der Teil, der jetzt kam, wurde von dem
Pfingststurm besonders heftig erwischt. Mit welcher brachialer Gewalt
der Sturm die Bäume entwurzelt und zerstört hat. Unfassbar!
Es war schon ein wenig beklemmend und
beängstigend dort durch zu laufen – gehen.
Ich lasse dann mal die Bilder
sprechen...
...-...
Nach dem ganzen Chaos, endlich mal
wieder was schönes.
Ich habe es geschafft. Düsseldorf.
Wahnsinn! Die Theodor-Heuss-Brücke führt auf der Seite nach
Oberkassel. Die Ruhrpottis wissen, dass dort die alljährlich große
Sommerkirmes stattfindet.
dort wo das weiße Zelt zu sehen ist, ist der Platz der Kirmes. Die kommt erst im Juli oder so! |
Unmittelbar nach der Tonhalle gibt es
Treppen nach unten – und es war wieder windstiller.
Irgendwie passte dieses Plakat und die
Fahne vom Spruch her ganz gut zu meinem heutigen Lauftag.
Ziel erreicht - über 33,92 km ... YIIIIHAAAAA!!!! |
Einmal die Tonhalle unten umrundet,
stellte ich mir die Frage, ob ich jetzt in Richtung Altstadt (noch
ein paar Meter) und von dort direkt mit der Straba nach Hause fahre,
oder doch Rheinaufwärts weiterlaufen? Schließlich hatte ich hier
schon meinen persönlichen Streckenrekord erreicht – mehr als
33,92k.
Ich fühlte mich zwar noch gut, aber
das Fahrgestell freute sich über den Stillstand und die Zeit des
Überlegens. Ich war recht unschlüssig. Was ist jetzt der richtige
Weg, welche Entscheidung passt jetzt besser? …
...nach einigen Minuten hin und her,
entschied ich mich für rechts rum – Rheinaufwärts!
Diese Entscheidung war gut und genau
richtig. Auch wenn ich dabei spürte, dass ich noch langsamer
geworden bin. Aber hey, sonst kam das eben viel früher schon. Alles
gut. Ein Grund zum freuen.
Sturmschaden - Da drüben bin ich vorhin durch |
Aus dem letzten vernünftig begehbaren
Stück am Rhein bog ich rechts ab, auf die Hauptstraße. Okay, ab
hier war mir klar gewesen, ich muss zur U79 (Straba). Auch wenn ich
noch ein gutes Stück parallel neben den Gleisen herlaufe, aber der
sicherste und gesündeste Weg ist dieser.
Ich kann dann recht schnell bei
absoluter Bewegungspause dort einsteigen und mich nach Hause kutschieren lassen. Eine coole Option, finde ich!
So kamen die ersten Haltestellen und
ich lief noch weiter. Interessierten mich nicht. Wie bereits
geschrieben, mein Bewegungsablauf wurde immer langsamer, aber ich
lief noch.
Noch eine weitere lies ich liegen und
bestrafte sie mit Nichtbeachtung.
Dann kam der Aquazoo. Wahnsinn! Hier
bist du schon! Auf meinem Tacho stand was mit 38k.
Für mich das größte. Schnell wurde
mir klar, dass es nur noch läppische 4 Kilometer sind.
Ungefähr soviel, wie von zu Hause zum
Tiger & Turtle. (eigentlich 3 Komma irgendwas)
wer so bei 38 gelaufenen Kilometern grinsen kann, der schafft auch noch mehr, oder? |
Bin ich der Hotsopt...na, zumindest Freizeit-Aktiv :-) |
Daran dachte ich auch und stellte mir
die Nähe vor. Wie schnell ich doch immer dort sein kann.
Klasse. Gleich habe ich es geschafft
und diese magische und beeindruckende Distanz zum allerersten Mal gelaufen. Ist schon echt krass.
Das Dauergrinsen behielt ich, klatschte in die Hände und setzte
wieder zum Laufen an.
Ähhhh...was war das denn? Hatte mich
jemand von hinten festgehalten? So fühlte es sich an. Ich meinte,
dass ich nicht mehr von der Stelle kam. Hatte ich auch noch nicht
gehabt. Kaum noch eine Chance meine Beine vernünftig zu bewegen.
So schleppte ich mich mit Ach und Krach
zur nächsten Haltestelle und drückte den Knopf meiner Uhr. Ende!
Schluss! Aus!
Beim nächsten Mal komme ich vielleicht noch eine
Einstiegsplattform weiter oder sogar ganz ohne und dann komplett am
Rhein entlang? Wer weiß das schon?
Am Freiligrathplatz beendete ich alles.
Habe mich auf eine Bank gesetzt, mir meine Jacke angezogen. Welche
eine Belohnung war der erste Biss in meinen Apfel. Ein Hochgenuss!
Ich bin mehr als zufrieden mit meinem
heutigen Langlauf. Ich habe heute ganz neue Grenzerfahrungen erlebt,
konnte meine vorher gesetzten Grenzen überwinden und habe teilweise
auch was grenzwertiges erlebt.
Ein ganz tolles Erlebnis war auch
heute, dass mich einige aus der Com live über runtastic angefeuert
haben. Wow!!! Jedesmal, wenn mein Smarti im Rucksack mich anschrie
und mich antrötete, bekam ich vor lauter Freude eine
ganzkörpergänsehaut! Super! Mein großer Dank an Euch. Ihr seit
echt spitze.
Fühle mich einfach grenzenlos!
Soviel Durchhaltevermögen meinen
heutigen Ausflug nach zu lesen, muss belohnt werden...ganz lieben
Dank dafür.
Der bewegte Jürgen
verabschiedet sich für heute...ich
komme wieder – keine Frage!
www.runtastic.com/sport-sessions/253203321
Insgesamt 1486,00 km seit dem 21.04.2013
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